An Superlative beim Schulschach hat man sich fast schon gewöhnt. Aber 1289 Schüler in 237 Mannschaften lassen einen doch wieder staunen. Damit kamen nochmal über 100 Schüler mehr zum Schulschachfinale nach Hamm als letztes Jahr und machten das Turnier erneut zum größten Schachevent in NRW. Für die organisatorische Mammutaufgabe , die von der SJNRW und ihren Helfern wieder bravourös gemeistert wurde, gab es viel Lob und begeisterten Zuspruch.
Aber woher kamen all die schachbegeisterten SchülerInnen? Vor dem Landesfinale stehen die Meisterschaften der 53 Städte und Kreise in NRW. Tatsächlich waren in diesem Jahr 49 der 53 Städte und Kreise in Hamm vertreten, wir nähern uns Jahr für Jahr der 100%-Quote. Tatsächlich haben nur noch 18 Kreise kein eigenes Turnier im Vorfeld durchgeführt. Eine vollständige Übersicht liefert die Seite https://schach-mobil.de . Die Initiative „Schach mobil“ hat in vielen Kreisen geholfen Meisterschaften durchzuführen. Auf diesem Wege wurden z.B. Kreismeisterschaften in Höxter, Euskirchen, Märkischer Kreis, Mülheim, Bottrop und Köln ins Leben gerufen, die auch weiterhin Bestand haben sollen, wie auch die neu geschaffene Grundschulmeisterschaft in Düsseldorf mit auf Anhieb 21 Mannschaften.
2015 wurde Schach von der Landesregierung aus dem Landessportfest in die Gruppe der „weiteren Wettbewerbe“ verbannt, weil „wir nicht olympisch“ sind. Die letzte offizielle Statistik zum Stand des Schulschachs in NRW stammt aus 2014 mit 644 Mannschaften landesweit. In diesem Schuljahr haben 845 Schulmannschaften in den Kreisen gespielt, davon 156 in der WK2, 146 in der Wk3 (Coronaknick), 183 in der Wk4 und 297 bei den Grundschulen. 63 weitere beteiligten sich an der Wk1, die teilweise immer noch stattfindet, sowie den Mädchenwettbewerben.
Die Aussichten für das Schulschach sind jedenfalls rosig, jetzt müssen nur noch die Vereine öfter auf den Zug aufspringen. Einzig bei der Stadtmeisterschaft von Bottrop nutzte ein örtlicher Verein die Gelegenheit zu einer Werbemaßnahme. Nur ein Bruchteil der 1289 Schüler in Hamm ist bereits Mitglied in einem Schachverein.
Doch nun betrachten wir die sportlichen Resultate. Die WK2 ist ein absolutes Erfolgsmodell. In keiner WK wollten mehr Kreise einen Vertreter schicken. Hier spiegelt sich der Schachboom der letzten Jahre gerade unter älteren Schülern wider. An der Spitze fanden sich auch in diesem Jahr wieder die beiden Paderborner Teams vom Theodorianum und Pelizaeum als Deutscher Meister und Vizemeister ein. Die beiden machten das Rennen unter sich aus, in Runde 5 kam es zum Showdown. Das Pelizaeus gewann und holte damit den Titel. Aber das war auch im letzten Jahr schon so, am Ende drehte das Theodorianum den Spieß um und gewann in Berlin die Deutsche Meisterschaft. Das Theodorianum musste dabei über einen Freiplatz nachrücken, weil auch NRW nur einen regulären Qualifikationsplatz hat. Hoffen wir, daß das Duell auch dieses Jahr bei der DSM in München wieder weiter gehen kann. Platz drei belegte das Hittorf Gymnasium aus Münster. Sechs Spieler schafften das Traumergebnis von 7/7: Maurin Möller, Timon Lampe, Jood Alhamwi, Johann Käuper, Daniel Güsgen und Mikhail Nefedov.
In der WK3 überrannte das Ceciliengymnasium aus Düsseldorf die gesamte Konkurrenz und verwies auch den amtierenden Deutschen Meister aus Bonn, das Amos-Comenius-Gymnasium, auf Platz 2. Dritter wurde das Engelbert-Kaempfer-Gymnasium aus Lemgo. Die Düsseldorfer dürften auch bei der DSM eine gute Rolle spielen, der Wertungsschnitt ist sogar höher als der der beiden WK2-Siegerteams. Philipp Klaska und Mykola Khorchynski schafften hier als Einzige 7/7 sogar an Brett 1, offenbar ohne sich direkt zu begegnen.
Die WK4 wurde vom Dortmunder Immanuel-Kant-Gymnasium dominiert. Sie gewannen alle 7 Kämpfe vor dem Bielefelder Max-Planck-Gymnasium. Wenigstens hier kann NRW beide Spitzenteams zur DSM nach Bad Homburg schicken. Der Dritte, das Schillergymnasium aus Münster, setzte sich aufgrund der besseren Feinwertung vor vier anderen punktgleichen Teams durch. David Teng, Philipp Dell, Dominik Hemmerling, Jakob Katzer und Finja Rülfing schafften die magischen 7/7.
Bei den Grundschulen verlief das Rennen dramatisch. Die Wittener Hüllbergschule stürmte in der letzten Runde geradezu mit einem 4-0 Sieg an an allen vorbei an die Spitze mit einem halben Punkt Vorsprung vor der Regenbogenschule Kempen. Dann wurde es hauchdünn, drei Teams waren trotz Brettpunktwertung punktgleich und die Feinwertung entschied für die GGS Hockstein auf Platz drei, sozusagen das Zielfoto. Den punktgleichen Raesfeldern und Erich-Kästner bleibt nur die Hoffnung auf Nachrückerplätze. Vier Kinder ließen nichts anbrennen und holten die maximale Punktzahl: Alexander Blem, Maximilian Erdmann, Mio Liu und David Bennaton Hartel.
Die Grundschulmädchen kämpften auch sehr hart um die Spitzenplätze, es gab kein favorisiertes Team im Vorfeld. Mit einem Punkt Vorsprung setzte sich schließlich die Düsseldorfer Bodelschwingh GS vor der Eichendorff GS Moers durch. Dahinter kam die Brüder-Grimm-Schule Issum auf Platz drei, die aber gleich drei Teams ins Rennen schickte. Nur ein einziges Mädchen holte die 7 Punkte, Hanna Klaska vom Siegerteam, die es damit ihrem Bruder gleichtat.
Bei den großen Mädchen gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Norbert Gymnasium Knechtsteden und dem Gymnasium Schloss Neuhaus. Die Neusser Mädchen setzten sich knapp nach Feinwertung durch vor den Paderbornerinnen, die zwar den Ausfall ihrer Topspielerin Rona Klahold beklagen mussten, aber auch mit Maja Khoja die einzige Teilnehmerin mit 7/7 in ihren Reihen hatten. Auch auf den weiteren Plätzen ging es knapp zu, das Otto-Hahn-Gymnasium aus Monheim sicherte sich nach Feinwertung den dritten Platz.
Alle Ergebnisse lassen sich incl. Einzelresultate über das Schulschachmenü aufrufen. Allerdings gibt es Probleme mit der Darstellung der Brettpunktwertung bei den Grundschulen.